Moto2-WM-Pilot auf Abwegen?
Marcell Schrötter #23 steigt auf die Crossmaschine um
Pflugdorf/Mantua – Wir sehen zwei Motorradfahrer auf Motocross-Maschinen, viele Blätter auf dem Boden, es sieht nach Spätherbst aus. Es sind die Nummer 23 und die Nummer 3 – zwei Sportler aus dem Landkreis Landsberg, die man kennt.
Die Nummer 23, klar, das ist Marcel Schrötter (28) aus Pflugdorf, der die Moto2-WM gerade auf Platz 10 abgeschlossen hat. Und die Nummer 3? Das ist ein Youngster aus Schwifting, der vergangene Saison auch beim Memminger Liqui Moly-Intact-Rennstall (im Junior-Team) unter Vertrag stand. Der 14-jährige Luca Göttlicher gilt als hoffnungsvolles Nachwuchstalent, konnte bereits zehn Meistertitel einfahren.
Gemeinsam waren die beiden Piloten jetzt im Rivarolo Motocross-Park bei Mantua in der Lombardei (Italien) beim Charity-Rennen des italienischen MotoGP-Stars Andrea Dovizioso am Start. „Wir haben uns eigentlich zufällig getroffen“, erzählt Schrötter. Motocross ist neben Eishockey (da spielt er mit dem EC Lechroaner in der Landsberger Hobbyrunde) das große Hobby des deutschen Moto2-Stars. „Der Termin gleich nach der Saison hat genau gepasst“, erzählt er dem KREISBOTEN. „Während der Saison, wie beim Rennen in Reichling, hat man doch viele andere Dinge im Kopf.“ Mit einer 450-Kubik-Maschine belegte Schrötter nach zwei Stürzen und Platz 14 im ersten Lauf im zweiten Durchgang der „Expertenklasse“ unter 30 Teilnehmern, die meisten Motocross-Spezialisten, Platz 9. „Das war für mich in Ordnung. Es hat riesigen Spaß gemacht“, sagt er.
Reifen im Test
Das offizielle WM-Jahr 2021 ist für Schrötter nun endgültig beendet. Daheim in Pflugdorf lässt er’s jetzt erst einmal zwei Wochen lang ganz ruhig angehen.
Mit dem 18. Saisonrennen im spanischen Valencia, bei dem die Nummer 23, wie berichtet, auf den Rang 9 fuhr, war allerdings noch lange nicht Schluss. Schrötter kehrte, wie die meisten Moto2-Piloten, noch einmal nach Spanien zurück, musste auf dem Circuit von Jerez de la Frontera noch einmal richtig schwitzen. Drei „Experimental-Rennreifen“ von Dunlop mussten von den Profis in einem Ausdauertest ausprobiert und beurteilt werden. „Es ging darum, möglichst viele Runden auf diese neuen Reifentypen draufzufahren“, erklärt der Pflugdorfer. Das waren dann drei Renndistanzen, dreimal 27 Runden hintereinander, also 81 Runden. Macht dreimal 113,4 Kilometer.
Nach den insgesamt 340,2 Kilometern reichte es dann aber auch: „Ich bin in meiner Karriere noch nie mehr als drei Renndistanzen an einem Tag gefahren“, gesteht Schrötter ein. Und er verrät: „Es war ein sehr nützlicher, aber auch sehr anstrengender Tag. Für diesen Abschluss haben wir uns dann doch ein paar Bierchen verdient.“
©Text: Thomas Ernstberger 01.12.2021